Spirit Animals 2 by Scholastic Inc

Autor:Scholastic Inc.
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Legende der Wächter, Tiere, Fantasy, Clan der Wölfe, Warrior Cats, Gefährten, Kampf
Herausgeber: Ravensburger Verlag GmbH
veröffentlicht: 2015-07-29T00:00:00+00:00

DIE FLUCHT

„Das hat ja wunderbar geklappt“, sagte Rollan. „Genau, wie wir es uns vorgestellt haben.“

Die Wächter hatten ihnen all ihre Habseligkeiten abgenommen und sie in eine winzige Zelle im Haus der Schreie gesperrt. Das kleine Fenster hoch über ihnen war durch Gitterstäbe und Drahtgeflechte gesichert, der Steinfußboden mit Klauenspuren übersät. Einige befanden sich am Rand, als hätte ein Tier versucht, sich nach draußen zu graben, andere irgendwo mitten auf der Wand, als hätte es seiner Wut oder seinem Wahnsinn freien Lauf gelassen.

Auch Conor war auf dem besten Weg, verrückt zu werden, obwohl er und Rollan erst seit kaum mehr als einer Stunde in der Zelle waren. Er konnte es einfach nicht ertragen, drinnen eingesperrt zu sein, und musste die ganze Zeit daran denken, was in Trunswick schiefgelaufen war. Dazu kam die quälende Angst, dass auch seine Mutter irgendwo hier gefangen sein könnte – wenn sie überhaupt noch lebte. In einer Welt, in der man ohne jede Erklärung ins Gefängnis geworfen werden konnte, schien es keinerlei Gewissheiten zu geben.

Ihm gegenüber saß Rollan in seinen schmutzigen Kleidern an die Wand gelehnt und stocherte gleichgültig mit einem Strohhalm zwischen den Zähnen herum. Er schien sich hier richtig zu Hause zu fühlen. Aber Conor hatte inzwischen erkannt, dass Rollan diesen Eindruck immer erwecken wollte, egal wo er sich befand.

„Ich verstehe nach wie vor nicht, wie Devin zu einem Seelentier kommt“, sagte Conor. „Ich war doch bei der Nektarzeremonie dabei und habe ihn gesehen. Er hat kein Tier gerufen.“

Rollan überlegte. „Hast du gesehen, wie eng die beiden waren? Wie beste Freunde. Das Tier hat ihm aufs Wort gehorcht. Warum eigentlich? So toll ist Devin doch wirklich nicht.“

Conor dachte an Devin und an die Begegnung mit Devins Vater und war plötzlich furchtbar müde … und hilflos wie eben der Sohn eines Schäfers vor der Macht eines Grafen. „Es tut mir alles so leid. Dass wir hier gelandet sind, ist meine Schuld.“

Rollan hob stumm die Augenbrauen.

„Dabei war ich hier eigentlich nie zu Hause“, gestand Conor. „Zu Hause war draußen. Aber es war hier früher anders … Und meine Mutter hat mir geschrieben, sie müsse jetzt an meiner Stelle hier beim Grafen arbeiten und sie würden kaum über die Runden kommen. Ich wollte sie nur besuchen und selbst sehen, wie es ihr geht. Und ich dachte, vielleicht wäre sie stolz, mich zu sehen …“

Er verstummte. Er wollte gar nicht daran denken, wo seine Mutter jetzt sein könnte. Seine Stimmung war ohnehin an einem Tiefpunkt angelangt.

„Wir machen alle Fehler“, sagte Rollan. „Zum Beispiel das Zeug, das ich gestern gegessen habe. Das war ein Fehler. Ich habe den Geschmack immer noch im Mund.“

Conor seufzte. Wenigstens hatte er sich entschuldigt. Große Erleichterung verspürte er allerdings nicht. Er war hier im Gefängnis, weil er ein Schwächling war. Wie in aller Welt hatte jemand wie er Briggan herbeirufen können? Das war doch Verschwendung.

„Du machst mich noch wahnsinnig mit deinem ständigen Hin- und Herlaufen“, grummelte Rollan. Er runzelte die Stirn. „Hast du das auch gehört?“

Conor lauschte. Er hörte die Geräusche von Tieren, die sich in der Nachbarzelle bewegten, das Gurren der Nachtvögel draußen und seinen eigenen Atem.

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